Chronik
Im Jahre 1961 tauchte bei einem zufälligen Zusammentreffen mehrerer früherer Karnevalsprinzen aus Kassel der Gedanke auf, einen Club zu gründen, bei dem es sich jedoch nicht um einen Karnevalsverein handeln sollte, der Sitzungen durchführt und in Konkurrenz zu den anderen Kasseler Karnevalgesellschaften stehen würde. Man wollte sich zu einer losen Verbindung zusammenfinden, um in fordernder und beratender Art und Weise auf das Kasseler Karnevalsgeschehen Einfluss zu nehmen.
Deshalb berief Siegward Dreyer, Prinz der Session 1960/61, am 08. Mai 1961 schriftlich zu einer Gründungsversammlung in das Restaurant „St. Elisabeth“ ein.
Diese Versammlung fand am Mittwoch, den 17. Mai 1961 statt.
Über das Gründungsdatum wurde in der Vergangenheit schon oft gesprochen und spekuliert; dazu hat Siegward Dreyer anlässlich des Jubiläums zum 25-jährigen Bestehen gesagt: „Seitdem das, was einmal unter Strafe gestellt wurde, nicht mehr mit dem Gesetz konfrontiert, bekennen wir uns zu diesem Datum!“
Der erste Clubabend fand dann schon am Dienstag, dem 11.07.1961, im „Tiergarten-Restaurant“ statt. Es wurde beschlossen, die monatlichen Zusammenkünfte jeweils am ersten Dienstag eines Monats im selbigen Restaurant durchzuführen. Bei dieser Regelung blieb es bis zum Mai 1979, seitdem treffen wir uns regelmäßig jeweils am ersten Montag eines Monats in unserem Clublokal.
Das blieb das Restaurant „Tiergarten“ nur bis zum Dezember 1971, danach fanden unsere Treffen in der „Terrassen-Gaststätte“ auf dem Rothenberg statt. Im September 1977 wurde dann die Gaststätte „Schillereck“ zum Clublokal auserkoren, dem wir bis zum Jahre 1995 treu blieben. Weil das Lokal im Februar 1995 wegen Umbauarbeiten einige Zeit geschlossen wurde und Gerhard Vaupel als Ordensträger in den Club aufgenommen wurde, verlegten wir unseren Clubabend in seine Gaststätte „Zum Berggarten“ in der Zentgrafenstraße und kehrten im Februar 1995 wieder ins „Schillereck“ zurück. Leider gab es Unstimmigkeiten mit dem Wirt und seinem Personal, weshalb wir von 2015 zunächst in wechselnden Örtlichkeiten den Clubabend durchführten. Seit einiger Zeit haben wir aber ein neues Zuhause gefunden, im „Hessischen Hof“ in Waldau
Anfangs war es Usus, dass die Clubmitglieder zu den Clubabenden im dunklen Anzug mit Krawatte erschienen; heute legen wir auf diese Äußerlichkeiten keinen Wert mehr und die Jeanshose hat auch bei uns Eintritt gefunden.
Bei den offiziellen Auftritten tragen wir das Outfit, in dem Sie mich und die meisten meiner Clubfreunde heute hier sehen – Dinnerjacke, Fliege, Orden und in der Session den hohen Hut. Zum Zeichen unserer Clubzugehörigkeit gehört im Sommer ein kurzärmeliges weißes Hemd mit gesticktem Emblem dazu.
Das Tragen unserer goldenen Clubnadel war in den ersten Jahren Pflicht und das Nichttragen der Nadel wurde mit einer Strafrunde gemaßregelt.
Nachdem der Club zahlenmäßig immer größer wurde, musste für solch eine „Strafrunde“ schon ganz schön tief in die Tasche gegriffen werden, so dass wir anlässlich einer Herbstfahrt beschlossen, auf die Strafe zu verzichten. Es gibt aber immer noch Clubfreunde, die dies heute noch bedauern.
Im Juli 1961 gab sich der Club erstmals eine Form von „Satzung“, die unter anderem den Cluborden, die Clubmütze, die Verbundenheit zum damaligen „Bund Kasseler Karnevalgesellschaften“, der heutigen GKK, und die Aufnahme zukünftiger Mitglieder betraf.
In der Zwischenzeit sahen aber auch wir uns genötigt, uns eine Satzung zu geben, die sich allgemein an die Satzungen anderer Karnevalgesellschaften orientiert.
Ebenfalls im Juli 1961 verschickte Siegward Dreyer das erste Rundschreiben an alle Mitglieder; inzwischen erhalten die Clubfreunde jeweils nach den Clubabenden ein Rundschreiben (also jeden Monat eines) und es sind schon über 700 geworden. Besonders die auswärtig wohnenden Mitglieder des Clubs freuen sich über die Informationen, die sie auf diesem Wege erhalten.
Die neuen Techniken haben auch bei uns Einzug gehalten und so erhalten neuerdings unsere Clubfreunde das Rundschreiben per E-Mail. Auch über Facebook sind wir unter facebook.com/cepkassel zu erreichen.
Im Januar 1963 konnten die Clubmitglieder erstmals aus von Fritz Berneth gestifteten Holzhumpen das damals bekannte „Engelhardt-Bier“ trinken.
Die Holzhumpen sind irgendwann den aktiven Mitgliedern zur Erinnerung überreicht worden. Das „Engelhardt-Bräu“ gibt es auch seit 1964 nicht mehr; die Brauerei ging irgendwann in die „Binding-Brauerei“ über.
Damit bin ich bei einer weiteren Besonderheit unseres Clubs, der Getränkekombination, die Siegward Dreyer geschaffen hat. Zu einem bestimmten Zeitpunkt war es üblich, zwei verschiedene Alkoholika zu mischen und diesem neuen – meist bunten Getränk – einen besonderen Namen zu geben – zum Beispiel dem Drei-Wi-Ko.
Beim Priko, dem besten aller Körner, sind die Zutaten ein Geheimnis unseres Clubs, das nur dem Vorsitzenden, dem Kassierer und dem Clubwirt bekannt sein sollte!
Dieser Priko wird meist als Geburtstagsrunde ausgeschenkt und dabei rufen wir auch unseren besonderen Trinkspruch aus: „So sei es“ und die Antwort der Clubmitglieder lautet: „Es sei!
Am 10.01.1967 schlug die Geburtsstunde der heutigen Prinzenbälle.
Im Clublokal trafen sich die Clubmitglieder, ihre Damen, das Prinzenpaar mit Begleitung und die Vorsitzenden und Präsidenten der Kasseler Karnevalgesellschaften, sowie der Festausschuss zu einem Unterhaltungsabend mit Musik. Alljährlich – außer im Jahre des Golfkrieges 1991 – fand der Prinzenball zunächst im Parkhotel „Hessenland“, dann im „Dorint-Hotel Reiss“, zweimal im Hotel „La Strada“ und seit 2004 im „Ramada-Treff-Hotel“ bei der Kasseler Stadthalle statt. Einmal – im Jahre 1977 – wurde der 11. Prinzenball in der Stadthalle durchgeführt. Ca. 750 Ballbesucher gaben diesem unserem größten Ereignis den würdevollen Rahmen. In den Jahren 2016 und 2017 wechselten wir mit dem Prinzenball in den „Blauen Saal“ der Stadthalle, danach in den „Kolonnaden-Saal“, wo wir im Jahre 2019 400 Gäste begrüßen konnten.
Es gab auch einmal eine Herrensitzung, die der Club durchgeführt hat. Die Einladung dazu wurde von Siegward Dreyer handgeschrieben und vervielfältigt. Das Lied „Pigalle – Pigalle“ wurde umgedichtet und als Einzugsmarsch gesungen; das Programm wurde ausschließlich von Herren für Herren gestaltet und sogar aus Köln und Düsseldorf konnten verpflichtet werden.
Finanziell war die Veranstaltung allerdings nicht gelungen, so dass es bei diesem einen Versuch blieb.
In den letzten Jahren haben wir mit wechselnden Abordnungen an der Herrensitzung des „Närrischen Rats“ aus Dortmund teilgenommen. In der kleinen Westfalenhalle kommen ca. 1.100 Männer zusammen und es ist ein Mordsspaß.
Im Oktober 1973 fand unsere erste Herbstfahrt statt, die nach Traben-Trarbach führte. Die Kosten für Fahrt, Übernachtung und Frühstück betrugen damals 40,00 DM pro Person, heute müssten wir mit dem Mehrfachen kalkulieren.
Einen besonderen Spaß bereitete uns die Floßfahrt auf der Isar im Jahre 1996, organisiert von unserem Freund Rolf Figge und im kommenden Jahr wollen wir diese Fahrt wiederholen.
Aber auch die Fahrten in die Rhön, den Harz, nach Berlin und nach München bleiben den Teilnehmern in guter Erinnerung.
Unser erstes Gänseessen mit Damen fand im Dezember 1975 statt. Auf Anregung von Erich Prior traf man sich in der Gaststätte „Hahn“ und blieb dort auch mehrere Jahre. Ab 1983 fuhren wir mit dem Bus nach Büchenwerra in die Gaststätte „Hartung“, heute verzehren wir die Gänse jeweils am 2. Samstag im Dezember eines Jahres in unserer Clubgaststätte.
Seit einigen Jahren gehört zum festen Bestandteil unseres Clublebens, dass wir uns am Zisselmontag treffen und die Zisselhoheiten begrüßen. Über viele Jahre fand die Veranstaltung im ESV-Clubheim in der alten Pumpstation am Auedamm bei unserem Freund Willi Emde statt. Nachdem die Pumpstation verkauft wurde, haben wir das Treffen an wechselnden Orten durchgeführt. Nach einem herzhaften Essen – von unserem Freund Helmuth Werner zubereitet sitzen wir gemütlich zusammen und trafen uns dann noch auf der Wiese vor der Orangerie, um das Feuerwerk zu bewundern, das unser Clubfreund Dirk Vogel zusammenstellte.
Der erste Montag im Oktober war dem Sport gewidmet. Wir nahmen dann die Kugel in die Hand und versuchten, neun Kegeln das Fürchten beizubringen – mit mehr oder weniger Erfolg. Clubmeister wurde nicht immer der, der am besten kegeln konnte – zur Überraschung gewann auch mal ein Außenseiter! Leider ist Kegeln nicht mehr populär und das Bowling machte auch nicht mehr Spaß, so dass diese Sporteinlage inzwischen abgeschafft wurde.
Dank unseres Clubmitgliedes Ulrich Freudenstein, zugleich Präsident des Fördervereins der Waldauer Entenkirmes, besuchen wir jeweils montagabends die Entenkirmes zum Programm mit dem Starclub. Auch diese Veranstaltung wird in unseren Terminkalender aufgenommen.
Im November, meist am Volkstrauertag, führten wir ein Skatturnier in der Lüttich-Kaserne durch. Der Raum wurde von unserem Clubmitglied Werner Range, dem Vorsitzenden der ehemaligen 42er, zur Verfügung gestellt. Dank großzügiger Spenden unserer Clubfreunde musste bei diesem Turnier, das 2011 zum 25. Male durchgeführt wurde, auch der Spieler mit den wenigsten Punkten nicht ohne einen Gewinn nach Hause gehen. Die Zahl der Skatspieler wurde allerdings immer kleiner und deshalb ließen wir das Turnier im Jahre 2017 einschlafen.
Seit dem Jahre 1982 ist der Club Vollmitglied in der Gemeinschaft Kasseler Karnevalgesellschaften und hat somit auch einige Pflichten übernommen.
Zum Beispiel laden wir die anderen Mitgliedgesellschaften der GKK zu unserer Sessionseröffnung ein und verleihen Sessionsorden. In den ersten Jahren wurde er nur an Herren verliehen, bis sich auch hier die Quotenregelung durchsetzte.
Am Sturm auf das Kasseler Regierungspräsidium und das Kassler Rathaus am Samstag vor Rosenmontag nehmen wir ebenso teil wie am traditionellen Zisselumzug und in den letzten Jahren auch am City-Lauf, dem VIP-Lauf, den wir dreimal gewinnen konnten.
In der GKK gehört der Club mit zu den Aktivposten, denn ExPrinzen und Ordensträger waren und sind auch heute Angehörige des Präsidiums, auch wenn sie neben ihrer Clubzugehörigkeit noch in anderen Gesellschaften tätig sind.
Und auch im KVK, zu dessen Gründungsmitgliedern der Club zählt, waren Clubfreunde über viele Jahre im Vorstand tätig, heute ist es Heiko Rudolph als Präsident des Verbandes.
Bis zum Jahre 1976 gab es noch eine Trennung zwischen den „Ex-Prinzen“ und den so genannten „Ordensträgern“, die wir jährlich in unseren Club aufnehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten die Ordensträger keinen Beitrag bezahlen, waren nicht stimmberechtigt und durften auch keinen neuen Ordensträger wählen, doch diese Schranken sind inzwischen gefallen und die Ordensträger voll integriert.
Einen Vorstand hat der Club ebenfalls seit 1982. Siegward Dreyer und Hermannn Schneider führten die Geschicke bis zu ihrem Tode im Jahre 1990. Ihr Tod hinterließ schmerzhafte Lücken, aber auch die Aufforderung, nach ihrem Motto für den Club und den Karneval weiter zu arbeiten und ich hoffe, dass wir dieses Ziel erreicht haben.
Gründungsmitglieder:
Walter Ließem, Prinz der Session 1949/50
Erich Tegelbeckers, Prinz der Session 1952/53
Willi Nesselhut, Prinz der Session 1953/54
Josef Indenhock, Prinz der Session 1954/55
Karl Mechsner, Prinz der Session 1959/60
Siegward Dreyer, Prinz der Session 1960/61
Text: Udo Brinkmann, 1. Vorsitzender
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